Überreichung der Auszeichnung „Fairtrade-Stadt Alzenau“

Der Weltladen gratuliert der Stadt Alzenau zur Überreichung der Auszeichnung „Fairtrade-Stadt Alzenau“ im Rahmen des Ehrenamtsfestes durch Frau Carina Bischke von Fairtrade Deutschland.
ehrenamtsempfang
Es war ein sehr guter Rahmen mit ca. 300 ehrenamtlich engagierten Menschen aus Alzenau in der Räuschberghalle in Hörstein.
Der Weltladen Alzenau war mit einem Infostand vertreten und trug mit fair gehandelten Snacks und Orangensaft zum Empfang bei. Am Nachmittag danach fand ein Luftballonwettbewerb im Rahmen des Frühlingsfestes der GHG Alzenau auf dem Marktplatz Alzenau statt.LuftballonaktionÜber 300 Luftballons starteten mit Fairtrade-Stadt-Postkarten in den Himmel. Der faire Gedanke konnte so gut in die ganze Stadt Alzenau hinein weitergegeben werden.
Ein ganz herzliches Danke schön an die gesamte Steuerungsgruppe und an die MitarbeiterInnen der Stadt Alzenau für die Promotion der Veranstaltung.

Hier ist der Wortlaut der Auszeichnungsrede von Frau Carina Bischke von Fairtrade Deutschland:

Alzenau – Titelverleihung „Fairtrade-Stadt“

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Legler,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Steuerungsgruppe!

Vielen Dank für die Einladung nach Alzenau. Ich freue mich sehr, der Stadt Alzenau heute die Urkunde als Fairtrade-Town zu überreichen und bei Ihrer Feier während des Ehrenamtsempfanges dabei zu sein.

Mein Name ist Carina Bischke, ich bin selbst seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert im Weltladen und in der Bildungsarbeit für den Fairen Handel und es macht mir immer besonders viel Freude, solche Termine wahrnehmen zu dürfen.

Bereits seit 2009 gibt es in Deutschland die Kampagne Fairtrade Towns – was steckt dahinter?

Ziel der Kampagne ist es, Akteure aus Handel, Politik und Zivilgesellschaft zusammenzubringen und das Bewusstsein für fairen Handel auf kommunaler Ebene zu fördern. Die Kampagne ist ein Motor für tolle Projekte und oft auch neue Kooperationen in Kommunen. Dass das sehr erfolgreich passiert, sieht man heute hier in Alzenau –Akteure aus allen Bereichen kommen zusammen!

In 25 Ländern weltweit gibt es inzwischen über 2.200 Fairtrade-Towns – In Deutschland wird Alzenau heute die. 477. Fairtrade-Town und die 117. Kommune in Bayern. Sie müssen zugeben, dass sich die Reihe der Titelträger nicht schlecht liest: London, Rom, Paris, San Francisco und nun auch Alzenau!

Die Kampagne verbindet also nicht nur lokal und überregional, sondern auch international. Alle Kommunen haben eins gemeinsam: Sie setzen sich für Fairen Handel ein.

Dies ist leider auch dringend nötig. Denn unfaire Handelsbeziehungen und Armut treffen oft die Menschen am meisten, die uns Tag für Tag den Tisch decken: Kleinbauern und Beschäftigte, die uns den Genuss vonKaffee, Kakao, Bananen, Tee, Reis und vielen weiteren Produkten überhaupt erst ermöglichen. Es ist wichtig, sich Gedanken zu machen, woher diese Produkte kommen und unter welchen Umständen sie produziert wurden.

Der Faire Handel steht für stabile Mindestpreise, als Sicherheitsnetz gegen schwankende Weltmarktpreise, und für zusätzliche Sozial-Prämien. Selbstbestimmtheit und Mitbestimmung sind hier die Schlagworte! Denn eine weitere Besonderheit ist: Bei Fairtrade sitzen die Produzenten als gleichberechtigte Entscheider mit im Boot. Sie sind mit daran beteiligt, wie sich Fairtrade weiterentwickelt. Sie entscheiden selber, was mit den Geldern der Fairtrade-Prämie passiert und damit nach ihren eigenen Bedürfnissen und Prioritäten, die wir aus der „Nord-Perspektive“ womöglich nicht erkennen

Meine Damen und Herren, der Faire Handel ist kein Allheilmittel gegen alle Ungerechtigkeiten der Welt, aber er trägt dazu bei, die Position von Kleinbauernorganisationen und Plantagenarbeitern zu stärken.

Entwicklung braucht Zeit und Entwicklung braucht viele Menschen, wie Sie, die aktiv werden.

Das Tolle am Fairen Handel ist, dass jeder von uns ganz konkret etwas tun kann, zum Beispiel durch den täglichen Einkauf. Und das machen auch immer mehr Menschen:
Wo stehen wir im Moment?

Es gibt 1,65 Millionen Produzenten in über 74 Ländern, die vom Fairen Handel profitieren. Im Jahr 2015 erhielten sie Fairtrade-Prämiengelder in Höhe von über 16 Mio. Euro, für 2016 liegen die Zahlen noch nicht vor.

Allein durch Fairtrade-Verkäufe in Deutschland wurden 2015 978 Mio. Euro umgesetzt –der gesamte Faire Handel in Deutschland hatte ein Umsatzvolumen von 1,14 Mrd. Euro!

Das klingt alles ziemlich gut, und es passiert auch sehr viel, und trotzdem – was denken Sie, wie viel jeder Deutsche statistisch im Jahr für Produkte aus Fairem Handel ausgibt? 14 Euro, wohl gemerkt im Jahr. In der Schweiz sind es viermal so viel! Das zeigt, es gibt noch Luft nach oben!

Wichtig ist ein stärkeres öffentliches Bewusstsein für fairen Konsum und daran arbeitet TransFair. Das macht Transfair aber nicht alleine, sondern viele engagierte Fairtrade-Akteure spielen dabei eine besondere Rolle, darunter auch die Weltläden und die Fairtrade-Städte. Hier wird die wichtige Arbeit vor Ort geleistet.

Daher ist es umso schöner, dass Alzenau heute die Auszeichnung zur Fairtrade-Stadt erhält!

Alzenau hat die 5 Kriterien der Kampagne mehr als erfüllt, ihre Bewerbung war sehr eindrucksvoll!

Ihrer Internetseite konnte ich entnehmen, dass die Stärkung des WIR-Gefühls in Alzenau eine Motivation zur Beteiligung an der Kampagne ist – das hat mir gut gefallen! Die Kampagne baut in Alzenau auch uf ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement – neben Kirchengemeinden und der Moschee engagieren sich der Weltladen-Verein und vier weitere Vereine!

Zu den geforderten Kriterien gehörte zum Beispiel auch, dass in Alzenau mit über 19.000 Einwohnern vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetriebe Produkte aus Fairem Handel führen – gemeldet wurden hingegen 5 Geschäfte und 3 Gastronomiebetriebe, die Auflistung finden Sie ebenfalls auf der Internetseite der Fairtrade-Stadt!

Und besonders gefallen hat mir, dass die Karl Amberg Mittelschule nicht nur auf dem Weg ist, Fairtrade Schule zu werden, sondern letzte Woche bereits erfahren hat, dass die Bewerbung positiv beschieden wurde und die Schule in Kürze ausgezeichnet wird. Vielleicht ist dieser Tag heute Motivation für weitere Schulen, sich für den Fairen Handel einzusetzen?

Der Motor der Fairtrade-Towns Kampagne ist die Steuerungsgruppe. Ohne diese Menschen, die sich auf so besondere Weise und sehr oft ehrenamtlich für den Fairen Handel einsetzen, wäre es nicht möglich, dass Alzenau heute hier den Titel Fairtrade-Stadt überreicht bekommt! Gerade persönliches und ehrenamtliches Engagement und Einsatz ist das, was den Fairen Handel voranbringt und zu dem gemacht hat was er heute ist.

Ich möchte mich daher ganz herzlich bei der ganzen Steuerungsgruppe rund um Herrn Stenger für Ihr unermüdliches Engagement bedanken. Dies ist ein Applaus wert!

Es ist nicht zu übersehen: Die Stadt Alzenau übernimmt durch ihr Engagement Verantwortung für mehr soziale Gerechtigkeit. Sie übernimmt auch Vorbildfunktion gegenüber ihren Bürgern und anderen Städten und Gemeinden, die hoffentlich weitere Nachahmer findet.

Nun freue ich mich sehr im Namen von TransFair die Stadt Alzenau als Fairtrade-Town auszuzeichnen und darf die Urkunde verlesen.

Stellvertretend für die Stadt Alzenau überreiche ich die Urkunde an den Bürgermeister Herrn Dr. Legler!

Herzlichen Glückwunsch, Sie sind Fairtrade-Stadt!