Auf die Einladung der Volkshochschule Alzenau und des Weltladens Alzenau folgten über 20 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ausführungen von Christina Pflaum von der Fairhandelsberatung Hessen. Sie gab am Abend einen Überblick über die Definition von Fairem Handel als einer Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Respekt und Transparenz beruht, nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt, bessere Handelsbedingungen für Produzenten bietet und soziale Rechte für benachteiligte Produzentinnen und Arbeit insbesondere in den Ländern des globalen Südens sichert. Um dies zu gewährleisten bemühen sich schon seit über 40 Jahren Handelsorganisationen wie GEPA, el puente oder auch die Weltläden im Zusammenschluss des Weltladendachverbandes den Gedanken des Fairen Handels in der Gesellschaft weiterzugeben.
2014 erreichte der Jahresumsatz des Fairen Handels mehr als 1 Milliarde EURO. Der Gesamtumsatz auf diesem Gebiet wächst und verdreifachte sich in den letzten 5 Jahren. Um dem Verbraucher Produkte aus fairem Handel erkennbar zu machen, wurden verschiedene Siegel oder Markenzeichen entwickelt. Ein Siegel macht deutlich, dass die Ware einen zusätzlichen Wert besitzt, der z.B. über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgeht, also ein Gütezeichen. Oftmals steht es für eine unabhängige Kontrolle und wird von außen zertifiziert. Weltweit zertifiziert die WFTO (World Fair Trade Organization) die Fairhandelsimporteure entlang der Lieferkette von den Produzenten bis zum Vertrieb. Sie richtet sich nach den 10 internationalen Standards des Fairen Handels. Der Weltladendachverband hat 65 auf diesem Weg anerkannte Lieferanten, die er seinen Läden anbietet.
Mit der Gründung von TransFair e.V. 1992 sollte die Ausweitung des Fairen Handels über den konventionellen Handel geschehen. Damit war es auch möglich Produkte des Fairen Handels in Supermärkte zu bringen. Mit dem Siegel TransFair wird garantiert, dass das einzelne Produkt dem Standard des Fairen Handels entspricht. TransFair wird zertifiziert von der Firma FLOCERT nach ISO 1706.
Schwierig ist die Zertifizierung im Textilbereich, da in diesem Bereich die Produktionskette sehr unübersichtlich ist und oft über mehrere Stationen und Länder geht. Z.B. gibt es FairTrade Siegel „certidfied cotton“ nur an, dass beim Baumwollanbau auf faire Bedingungen geachtet wird. Bei der Weiterverarbeitung aber nur die ILO-Kernarbeitsnormen kontrolliert werden. GOTS (Global organic textil standard) gibt an, dass Umweltkriterien entlang des Produktionsweges eingehalten werden und gesetzliche Mindestlöhne gezahlt werden, von denen man aber weiß, dass sie zum Leben in den Produktionsländern nicht reichen. Der Überblick über die verschiedenen Markenzeichen, Labels und Siegel im Fairen Handel, oft in Kombination mit Bio- und Ökoauszeichnungen führt bei vielen Verbrauchern zur Verwirrung.
Schon allein deshalb war der Abend mit Christina Pflaum von der Fairhandelsberatung Hessen sehr wichtig für viele der anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Weltläden aus der Region um Alzenau und ein voller Erfolg als Bildungs- und Informationsabend.